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Dienstag, 10. Mai 2011
Tatort (#800) aus Frankfurt - „Eine bessere Welt“ – Neues Team – Ermittlungen ohne Mord?
apicula, 00:27h
Das neue Team aus Frankfurt mit Joachim Król als Kommissar Frank Steier und Nina Kunzendorf als Kommissarin Conny Mey hat mir ausnehmend gut gefallen. - Soviel gleich vorab...
Der Ruhige und die Schrille
Das Ermittler-Team besteht aus Frank Steirer, der als eigenwilliger Eigenbrödler (nebenbei wohl auch Alkoholiker) agiert, dabei jedoch nie unglaubwürdig oder unsympathisch wirkt und der überaus sympathischen Conny Mey, die mit ihrem burschikos-sympathischen Auftreten, einer linkisch-erotischen Stimme und einem Top-Aussehen punktet. Gegensätzlicher geht es wohl kaum.
Die beiden haben sich in den Weiten des Frankfurter Polizeipräsidiums nicht gesucht, doch aufgrund eines „späten Kunden“ doch gefunden!
Der Psychopath
Eines späten Abends taucht ein Mann namens Sven Döring im Polizeipräsidium auf, der auf einen Mord aufmerksam machen möchte. In den Büros lassen sich nur noch Frank Steier und Conny Mey ausfindig machen und kommen so zu der unerwarteten Ehre einer „Zusammenarbeit“; zumindest nehmen die beiden Dörings Protokoll auf.
Dörings Sohn wurde vor einem Jahr auf der Straße angefahren, dabei schwer verletzt und liegt seither im Koma. Die Ärzte sehen für den Jungen keine Chance, möchten also die Maßnahmen, die ihn am Leben erhalten, abstellen. Döring, in seiner Wut, bezichtigt eine junge Frau namens Miriam Sert des Mordes. Frau Sert hat jedoch – laut eigener Aussage – hat den Jungen auf der Straße gefunden und die Rettung verständigt.
Seit mehr als einem Jahr belästigt und verfolgt Döring diese Frau. Miriam Sert indes behauptet nichts mit dem Unfall zu tun zu haben. Für die Polizei wurde der Fall „ad acta“ gelegt. Der Unfall ist nunmehr fast ein Jahr her und wurde seinerzeit von einem anderen Kommissar behandelt. Es erscheint wie aus der Luft gegriffen, dass dieser Döring nun auch noch behauptet, dass jener Kommissar etwas Miriam Sert hatte.
Schnell wird klar, dass dieser Döring mächtig einen an der Klatsche hat (beeindruckendes Schauspiel von Justus von Dohnányi)--- Psychopath quasi Hilfsausdruck.
Psychologe als Rampesau
Apropos Psychopath. Es gibt in diesem Tatort-Team auch einen Psychologen: Daniel Behnken ist sein Name, er wird gespielt von Arnd Klawitter (der bereits im Stuttgarter Tatort #799 eine tragende Rolle spielte). Er wirkt in der gesamten Kulisse von seinem Erscheinungbild her, einfach nur Fehl am Platz. Offensichtlich zieht seine schmierig-schleimige Art bei Kolleginnen, so dass zunächst mal Conny Mey mit ihm in dunklen Besprechungsraum-Ecken herumknutscht. Sehr professionell, aber ehrlich jetz’…!
Im Fall „Döring“ trägt der Psychologe denkbar wenig, bzw. eher Kontraproduktives bei, denn Dörings rhetorisch äußerst geschickt formulierte Drohung an Miriam Sert sieht er nicht als Grundlage an, um Miriam Sert unter Polizeischutz zu stellen.
Polizei-Arbeit
Frank Steier, der zunächst ja gar nicht überzeugt war in diesem Fall überhaupt aktiv zu werden, und Conny Mey, die eigentlich dringend an einem für ihre Karriere sehr wichtigen Fall arbeiten sollte, ermitteln quasi auf eigene Faust. Einen Staatsanwalt, mit dem Fälle oder Vorgehensweisen, abgesprochen und legitimiert werden, scheint es in dem Frankfurter Team zunächst nicht zu geben. Trotzdem: Die Büros des Präsidiums und das Drumherum wirken auf einen Laien wie mich authentisch. Schließlich trifft man sich auch in einer Art Kantine, wo zwischenmenschliche Probleme offensichtlich werden und auch ungeschönt – eher dramatisch unterhaltsam – dargestellt werden. (Voll die krasse Szene zwischen ein paar Jung-Polizisten, Conny Mey und Frank Steier.)
Opfer oder Täterin?
Miriam Sert (Vicky Kreips) behauptet steif und fest nur zufällig an dem Unfallort vorbeigekommen zu sein, wo sie das Unfall-Opfer, Dörings Sohn, gefunden hat. Verfolgt von Döring wirkt die junge Frau zunehmend bedrängter und apathischer. Döring setzt ihr ein Ultimatum für ein Geständnis
Kritik
Nach erstem Ermessen gibt es wenig zu Grummeln oder Meckern. Wenn Sie meinen Mann fragen würden, dann würde er meckern, dass zum Beispiel ein Zeuge nicht einfach am Tag nach seiner Aussage in das Büro einer Kommissarin stiefeln kann und seine Aussage widerrufen kann. (Diese Tatsache bezieht sich nicht auf den Fall den Steier&Mey gearbeiten, sondern auf den Fall „Salambo“, den Conny Mey betreut.)
Mir blieb der Atem stocken, als Steyer und Mey die zunächst gut bewachte Miriam Sert alleine im Auto zurückließen um Döring zu verfolgen. - Man, man, man --- da hätte ja sonstwas passieren können!
Ist ja auch am Ende noch "sonstwas" passiert. Nämlich ein Showdown wie in einem amerikanischen Thriller. Etwas überzogen, aber wir wollen mal alle hoffen, dass Frank Steier alles gut übersteht...
Unterhaltungswert
Ausgewogene Mischung zwischen klug geschilderter, nicht immer ganz einfacher und gesetzeskonformer Ermittlerarbeit und unterhaltsamen Dialogen. Das große Rätsel darum ob Sven Döring Miriam Sert tatsächlich etwas antun will hält die Spannung aufrecht; sowie die Tatsache, dass der Polizei in Sachen „psychopathischer potentieller Täter“ die Hände gebunden sind.
Für Buch & Regie war in diesem Tatort Lars Kraume zuständig. Bravo! Król & Kunzendorf sind in ihrem ersten Fall um Längen besser als Sänger & Dellwo (aka Sawatzki & Schüttauf) über ihre gesamte Dauer.
Meine Tatort-Favoriten bleiben zwar weiterhin Leitmeyer&Batic, gefolgt vonThiel&Börne (die ich anfangs nicht leiden mochte) und parallel auf Platz 3, 4 und 5 sind nun auch „Steier&Kunzendorf“ gemeinsam mit „Saarland“ und „Stuttgart“. Ganz unten befindet sich übrigens Köln, Kiel und Leipzig und - auch wenn ich Österreicherin bin -: Wien. Im Mittelfeld, quasi unauffällig: Hamburg, Konstanz, Wiesbaden.
Pressestimmen
Die BILD(Zeitung) schrieb heute: „…der neue Kommissar „Frank Steier“ ist der vielleicht schweigsamste, den der „Tatort“ je hatte. …“ Das sehe ich nicht so, denn da gibt es einerseits Mehmet Kurtulus als Hauptkommissar Cenk Batu, der redet auch nicht viel und dann wäre da noch der relativ neue Ulrich Tukur als LKA-Ermittler Felix Murot, der ja ohnehin in einer eigenartigen Bilder- und Gedankenwelt schwebt.
Hier noch einig weitere Kritiken zu dem neuen Frankfurter Tatort:
STERN http://www.stern.de/kultur/tv/tv-kritik-zum-tatort-die-schrille-und-der-stille-1681627.html
STERN http://www.stern.de/kultur/tv/neue-tatort-ermittler-krol-und-kunzendorf-zwei-wie-arsch-und-eimer-1681829.html
WELT ONLINE http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article13360607/Ein-Ende-der-Tristesse.html
RP ONLINE http://www.rp-online.de/gesellschaft/medien/Mal-ne-schoene-Jeans-statt-Hunde-Mief_aid_995980.html
BILD http://www.bild.de/unterhaltung/tv/tatort/joachim-krol-ein-schweigsamer-kommissar-17793204.bild.html
Der Ruhige und die Schrille
Das Ermittler-Team besteht aus Frank Steirer, der als eigenwilliger Eigenbrödler (nebenbei wohl auch Alkoholiker) agiert, dabei jedoch nie unglaubwürdig oder unsympathisch wirkt und der überaus sympathischen Conny Mey, die mit ihrem burschikos-sympathischen Auftreten, einer linkisch-erotischen Stimme und einem Top-Aussehen punktet. Gegensätzlicher geht es wohl kaum.
Die beiden haben sich in den Weiten des Frankfurter Polizeipräsidiums nicht gesucht, doch aufgrund eines „späten Kunden“ doch gefunden!
Der Psychopath
Eines späten Abends taucht ein Mann namens Sven Döring im Polizeipräsidium auf, der auf einen Mord aufmerksam machen möchte. In den Büros lassen sich nur noch Frank Steier und Conny Mey ausfindig machen und kommen so zu der unerwarteten Ehre einer „Zusammenarbeit“; zumindest nehmen die beiden Dörings Protokoll auf.
Dörings Sohn wurde vor einem Jahr auf der Straße angefahren, dabei schwer verletzt und liegt seither im Koma. Die Ärzte sehen für den Jungen keine Chance, möchten also die Maßnahmen, die ihn am Leben erhalten, abstellen. Döring, in seiner Wut, bezichtigt eine junge Frau namens Miriam Sert des Mordes. Frau Sert hat jedoch – laut eigener Aussage – hat den Jungen auf der Straße gefunden und die Rettung verständigt.
Seit mehr als einem Jahr belästigt und verfolgt Döring diese Frau. Miriam Sert indes behauptet nichts mit dem Unfall zu tun zu haben. Für die Polizei wurde der Fall „ad acta“ gelegt. Der Unfall ist nunmehr fast ein Jahr her und wurde seinerzeit von einem anderen Kommissar behandelt. Es erscheint wie aus der Luft gegriffen, dass dieser Döring nun auch noch behauptet, dass jener Kommissar etwas Miriam Sert hatte.
Schnell wird klar, dass dieser Döring mächtig einen an der Klatsche hat (beeindruckendes Schauspiel von Justus von Dohnányi)--- Psychopath quasi Hilfsausdruck.
Psychologe als Rampesau
Apropos Psychopath. Es gibt in diesem Tatort-Team auch einen Psychologen: Daniel Behnken ist sein Name, er wird gespielt von Arnd Klawitter (der bereits im Stuttgarter Tatort #799 eine tragende Rolle spielte). Er wirkt in der gesamten Kulisse von seinem Erscheinungbild her, einfach nur Fehl am Platz. Offensichtlich zieht seine schmierig-schleimige Art bei Kolleginnen, so dass zunächst mal Conny Mey mit ihm in dunklen Besprechungsraum-Ecken herumknutscht. Sehr professionell, aber ehrlich jetz’…!
Im Fall „Döring“ trägt der Psychologe denkbar wenig, bzw. eher Kontraproduktives bei, denn Dörings rhetorisch äußerst geschickt formulierte Drohung an Miriam Sert sieht er nicht als Grundlage an, um Miriam Sert unter Polizeischutz zu stellen.
Polizei-Arbeit
Frank Steier, der zunächst ja gar nicht überzeugt war in diesem Fall überhaupt aktiv zu werden, und Conny Mey, die eigentlich dringend an einem für ihre Karriere sehr wichtigen Fall arbeiten sollte, ermitteln quasi auf eigene Faust. Einen Staatsanwalt, mit dem Fälle oder Vorgehensweisen, abgesprochen und legitimiert werden, scheint es in dem Frankfurter Team zunächst nicht zu geben. Trotzdem: Die Büros des Präsidiums und das Drumherum wirken auf einen Laien wie mich authentisch. Schließlich trifft man sich auch in einer Art Kantine, wo zwischenmenschliche Probleme offensichtlich werden und auch ungeschönt – eher dramatisch unterhaltsam – dargestellt werden. (Voll die krasse Szene zwischen ein paar Jung-Polizisten, Conny Mey und Frank Steier.)
Opfer oder Täterin?
Miriam Sert (Vicky Kreips) behauptet steif und fest nur zufällig an dem Unfallort vorbeigekommen zu sein, wo sie das Unfall-Opfer, Dörings Sohn, gefunden hat. Verfolgt von Döring wirkt die junge Frau zunehmend bedrängter und apathischer. Döring setzt ihr ein Ultimatum für ein Geständnis
Kritik
Nach erstem Ermessen gibt es wenig zu Grummeln oder Meckern. Wenn Sie meinen Mann fragen würden, dann würde er meckern, dass zum Beispiel ein Zeuge nicht einfach am Tag nach seiner Aussage in das Büro einer Kommissarin stiefeln kann und seine Aussage widerrufen kann. (Diese Tatsache bezieht sich nicht auf den Fall den Steier&Mey gearbeiten, sondern auf den Fall „Salambo“, den Conny Mey betreut.)
Mir blieb der Atem stocken, als Steyer und Mey die zunächst gut bewachte Miriam Sert alleine im Auto zurückließen um Döring zu verfolgen. - Man, man, man --- da hätte ja sonstwas passieren können!
Ist ja auch am Ende noch "sonstwas" passiert. Nämlich ein Showdown wie in einem amerikanischen Thriller. Etwas überzogen, aber wir wollen mal alle hoffen, dass Frank Steier alles gut übersteht...
Unterhaltungswert
Ausgewogene Mischung zwischen klug geschilderter, nicht immer ganz einfacher und gesetzeskonformer Ermittlerarbeit und unterhaltsamen Dialogen. Das große Rätsel darum ob Sven Döring Miriam Sert tatsächlich etwas antun will hält die Spannung aufrecht; sowie die Tatsache, dass der Polizei in Sachen „psychopathischer potentieller Täter“ die Hände gebunden sind.
Für Buch & Regie war in diesem Tatort Lars Kraume zuständig. Bravo!
Król & Kunzendorf sind in ihrem ersten Fall um Längen besser als Sänger & Dellwo (aka Sawatzki & Schüttauf) über ihre gesamte Dauer.
Unbedingt mehr davon!
Meine Tatort-Favoriten bleiben zwar weiterhin Leitmeyer&Batic, gefolgt vonThiel&Börne (die ich anfangs nicht leiden mochte) und parallel auf Platz 3, 4 und 5 sind nun auch „Steier&Kunzendorf“ gemeinsam mit „Saarland“ und „Stuttgart“. Ganz unten befindet sich übrigens Köln, Kiel und Leipzig und - auch wenn ich Österreicherin bin -: Wien. Im Mittelfeld, quasi unauffällig: Hamburg, Konstanz, Wiesbaden.
Pressestimmen
Die BILD(Zeitung) schrieb heute: „…der neue Kommissar „Frank Steier“ ist der vielleicht schweigsamste, den der „Tatort“ je hatte. …“ Das sehe ich nicht so, denn da gibt es einerseits Mehmet Kurtulus als Hauptkommissar Cenk Batu, der redet auch nicht viel und dann wäre da noch der relativ neue Ulrich Tukur als LKA-Ermittler Felix Murot, der ja ohnehin in einer eigenartigen Bilder- und Gedankenwelt schwebt.
Hier noch einig weitere Kritiken zu dem neuen Frankfurter Tatort:
STERN http://www.stern.de/kultur/tv/tv-kritik-zum-tatort-die-schrille-und-der-stille-1681627.html
STERN http://www.stern.de/kultur/tv/neue-tatort-ermittler-krol-und-kunzendorf-zwei-wie-arsch-und-eimer-1681829.html
WELT ONLINE http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article13360607/Ein-Ende-der-Tristesse.html
RP ONLINE http://www.rp-online.de/gesellschaft/medien/Mal-ne-schoene-Jeans-statt-Hunde-Mief_aid_995980.html
BILD http://www.bild.de/unterhaltung/tv/tatort/joachim-krol-ein-schweigsamer-kommissar-17793204.bild.html
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