Mittwoch, 30. März 2011
Kurz vor dem Nervenzusammenbruch hilft mir Hamburg-Heiner und Sven Regener!
Kennt jemand von euch Hamburg-Heiner? Vermutlich eher nicht. Aber Herrn Lehmann , den kennt man doch, oder? Zumindest Sven Regener dürfte bekannt sein. Der Mann hat gerade ein Buch herausgebracht, das ich - als Hörbuch - von Zeit zu Zeit in meiner desolaten Küche anhöre.

Titel: Meine Jahre mit Hamburg-Heiner: Logbücher



Sogar in der ZEIT hat Iljoma Mangold das Buch neulich verfeulletoniert, also besprochen oder rezensiert, wie der Profi das so nennt. Er hat Regeners Buch nicht einmal so arg verrissen. Womöglich auch nur Ansichtssache, wie man so eine Profi-Rezension deutet. Ich steh jedenfalls auf Regener und seinen Hamburg-Heiner. Sehr sogar.
Die beiden sind ein astreines Blogger-Team. Sven Regener ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, Hamburg-Heiner seine Kopfgeburt. Regner ist brav, hat einen nett-trockenen Humor, ist kaum aus der Ruhe zu bringen, kurzum: Ein sypathischer Mensch aus Bremen.
Hamburg-Heiner spricht schon mal Klartext ist kein Fan übertriebener political correctness und überhaupt meckert der schon mal ordentlich mit Sven herum, wenn dieser zu brav und anständig ist.

Das Hörbuch macht echt Laune. Es geht um total unwichtige Vorkommisse. Es kommen einen Haufen bekannte Leute drin vor, über die Regener allerdings nix Schlimmes sagt; gelästert wird quasi im Schonwaschgang mit viel Weichspüler.
Insgesamt sind Regeners Blog-Einträge (genau das ist das Buch. Eine Sammlung von Sven Regener Blogs) mehr so eine kluge Betrachtung unseres aktuellen Zeitgeschehens. Nix mit Politik und Weltwirtschaft und so 'nen Kram. Völlig unverfänglich und trotzdem sympathisch philosophisch das alles. Kaum Meckerei, erholsam wenig Aufregendes.
Ich weiß gar nicht, warum ich bisher nix von diesem Regener gelesen habe. Echt ein Versäumnis. Schlimm!

Der Sven Regener liest sein Buch selbst vor. Und das ist die nächste Überraschung: Der Mann , vielmehr seine Stimme und der norddeutsche Dialekt, sind ist mir unheimlich sympathisch. Ich werde das Hörbuch demnächst auch noch für mein tragbares Gerät ver-MP3-en und hab dann dieses Mantra-Team immer bei der Hand, wenn Not am Mann ist oder ich mir einfach einmal was Gutes tun möchte.

Eigentlich wollte ich heute hier ja über den verflucht schlimmen Zustand meiner Wohnung jammern, berichten, kurz: bloggen. Doch das bisschen Bild was ich da aufgenommen habe, muss reichen.
Wichtiger ist mir dieses Hörbuch zu empfehlen.





Lieber Hamburg-Heiner,
falls Du das hier irgendwanneinmal lesen solltest…
Bitte, bitte melde Dich wieder bei Sven und mach ihm klar dass seine Bloggerei nicht nur "promo" ist, es gibt da draußen welche (mich!) die mögen das. Die kaufen das, hören das, lesen das.
Die Welt braucht solche wie Dich. Und Sven natürlich auch. Und seine Lieder sowieso.

Also, das war schon fast alles, was ich loswerden wollte.
Ach, fast vergessen: Bleib so wie Du bist,

das wünscht sich,
Apicula

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Dienstag, 22. Februar 2011
Buch-Rezension: DER MENSCHENMACHER (Thriller), von Cody McFadyen
Damit ich mich auch selbst noch an die letzten beiden Nächte (eine davon auswärts, in Bad Münstereifel, um genau zu sein) erinnere, erledige ich mit diesem BLOG Eintrag gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. 1) Ich lasse mal wieder kurz was von mir "hören" (lesen) und 2) ich schreibe über ein Buch, einen Psychothriller, der es mir besonders angetan hat und den ich allen Thriller-Fans empfehlen möchte:

DER MENSCHENMACHER, von Cody McFadyen

Bild-Quelle: http://www.luebbe.de/
Bastei Lübbe
Hardcover, 605 Seiten
Ersterscheinung: 18.02.2011
ISBN: 978-3-7857-2407-1

Klappentext:
David lebt mit zwei anderen Kindern bei einem Mann, den sie Vater nennen. Der Mann hält sie gefangen und stellt ihnen unmögliche Prüfungen, an denen sie wachsen sollen – "evolvieren", wie er sagt. Wenn sie versagen, wird Vater sehr böse. Oft benutzt er einen Gürtel, manchmal eine Zigarette. Den Kinder bleibt keine Wahl: Wenn sie überleben wollen, müssen sie Vater töten.
Zwanzig Jahre später. David ist ein erfolgreicher Autor. Doch noch immer träumt er jede Nacht von dem schrecklichen Mord, den sie begangen haben. Eines Tages erhält er einen Brief mit einem einzigen Wort:
Evolviere.
Vater ist vielleicht doch nicht tot. Die Vergangenheit kehrt zurück. Und mit ihr eine schreckliche Wahrheit.



Meine Bewertung

Der beste McFadyen. Gefühls- und Gruselachterbahn GARANTIERT.

Eigentlich wollte ich nur kurz in den MENSCHENMACHER hinein lesen und dann ein anderes Buch weiterlesen, doch das war nach dem ersten Dutzend Seiten unmöglich. Dieser Stoff fesselt so ungemein und so anders, als alle anderen bisherigen Bücher von Cody McFadyen, dass ich bass erstaunt bin. Hier gibt es keine smarte schicksalsgebeutelte FBI Ermittlerin im Mittelpunkt, sondern - wenn ich im Nachhinein ein Resümee ziehe - Kinder. Genauer gesagt die Schicksale von Kindern.

Da wäre zum ersten der (1974) noch kleine Junge namens David Rhodes, der seine Mommy über alles liebt. Cody McFadyen zeichnet auf wenigen Seiten eine so ungemein liebevolle herzerwärmende Mutter-Sohn-Beziehung, dass man vor Rührung am liebsten weinen möchte --- doch dieses Gefühl dauert nicht lange, dann ist die Idylle mit einem Schlag zu Ende und der Autor reißt mir, so wie dem kleinen David das Herz heraus!!! Und das ist erst der Anfang dieser Gefühls- und Gruselachterbahn!

Der nächste Schauplatz: Kambodscha. Dort lernen wir Charlie kennen, der gerade im Begriff ist in einem Bordell in dem Kinder missbraucht werden, alle Beteiligten an dieser ungemeinen Schweinerei ins Jenseits zu befördern. Charlie ist der ist der Stiefbruder von David und Charlie ist von Beruf Totmacher. So sagt er jedenfalls selbst über sich.

Diese beiden Jungs und Ally, sie ist das dritte Kind im Bunde, wurden von einem Stiefvater aufgezogen, der menschenverachtende brutale gewalttätige übelkeiterregende Erziehungsmaßnahmen an seinen Kindern ausübte um die Kinder zu ÜBERMENSCHEN, zu erziehen. Ich verrate jetzt ja auch nichts, was dem Leser die Spannung nimmt, weil es steht in jedem Klappentext: Die drei Kinder ermorden schließlich diese Bestie von Vater...

... (zwan)zig Jahre später werden die drei - nachdem sich ihre Wege übrigens getrennt haben - von der Vergangenheit eingeholt. Nicht nur die Botschaft, die die drei anonym, aber zeitgleich, übermittelt bekommen, lassen einem die Haare zu Berge stehen, nein, es ist schlimmer: Es sind weitere Menschenleben in Gefahr. --- Soweit zur Handlung...


Jetzt zu meiner Begeisterung für diesen eigentlich doch so schockierend grauenhaften Stoff:
Ich möchte diesmal ein paar Worte zum Schreib und Sprach-Stil des Autors verlieren. Ich war schlichtweg begeistert von dem erzählerischen, meinetwegen schriftstellerischen Talent, das Cody McFadyen hier präsentiert. Er malt in wenigen Sätzen ohne den übermäßigen Gebrauch von Adverbien Szenen und Bilder in meinen Kopf, die einfach haften bleiben. Glasklar und tutto kompletto ausgestattet mit den entsprechenden Gefühlen. Damit meine ich jetzt - dem "horrormäßigen" Stoff entsprechend - nicht Mord-, Folter- oder sonstige Grusel-Szenen, dabei spreche ich zum Beispiel schon einmal auf den Einstieg an, als David noch bei seiner Mutter lebt und No-Money (Kein-Geld) das Sagen hat. Es zerreißt einem bald das Herz vor Rührung. Wie oben jedoch erwähnt: Selbiges wird einem dann in einem Atemzug, quasi mitten in einem Satz herausgerissen. Ich werde diese Szene mein Leben lang nicht vergessen, so sehr hat sie sich eingebrannt.
Und dann geht es weiter mit David. Der seine Vergangenheit nutzt um daraus auf wunderbare Weise Kapital zu schlagen. (Welche Grauenhafte zweite Komponente dann im Hintergrund noch eine Rolle spielt, erfährt man zunächst ja nicht.)
Die Art und Weise wie sich dieser David ausdrückt ist gefällt mir wahnsinnig gut. Er malt mit Metaphern messerscharfe Situations-Bilder, und notiert alle seine klugen Gedanken. Irgendwie meine ich manchmal mich in einer Erzählung von Stephen King zu befinden.

Cody McFadyens Story ist übrigens zutiefst amerikanisch, doch durch die Abwesenheit dieser überzogenen superintelligenten-Über-Ermittler, die so gerne selbst einen großen Raum der Handlung einnehmen, wirkt sie erfrischend anders und zum Glück nicht, wie der x-te Aufguss von Tess Gerritssen, Jilliane Hoffman oder wie die da alle heißen.
Und was mir noch auffiel: Die Religion spielt in diesem Roman eine wesentliche Rolle. Nicht im positiven Sinn. Ich empfinde DER MENSCHENMACHER eher als eine Art Abrechnung mit der dieser Art Bigotterie, wie wir sie dem amerikanischen Volk so gerne nachsagen. Auf der einen Seite wird gebetet und Gott gepriesen und zu Hause werden Frau und Kind geschändet. (Dass das alles nur nicht nach außen hin bekannt wird, dann ist und bleibt man ein guter angesehener Bürger!) Keine Ahnung, ob McFadyen hier ein Klischee malen wollte, ich finde es jedenfalls sehr gut gemacht, wie er gerade die Motive des Bösen in der Geschichte immer wieder mit Religion in Zusammenhang bringt. Und mit Friedrich Nietzsche, der dem üblen Möchtegern-Menschenmacher überhaupt mit seinen Konzepten, z.B. über den Übermenschen, eine Menge Leitlinien an die Hand gegeben hat.

Überhaupt, wenn ich bei den Motiven bin, --- bitte, keine Angst: Da verrate ich freilich nichts! --- aber ich wollte sagen: Wow! Man hat freilich eine dunkle Ahnung", aber am Ende? - WOW!

DER MENSCHENMACHER wird übrigens in mehreren Zeitebenen erzählt und aus der Sicht verschiedener Personen. Rückblenden tauchen oftmals unvermittelt im Fluss auf. Gegen Ende wird noch eine etwas übertrieben wirkende Hemingway-Hommage in die Story eingepasst. Das war einerseits hart an der Grenze des Glaubhaften, aber wer wird schon anfangen bei so einem unglaublichen Psychohorror-Stück mit Plausibilität zu argumentieren? Eben... Als Stilmittel war es okay, aber als Hilfsmittel um zur Auflösung beizutragen, fand ich das eher übertrieben. (Obwohl sich diese Hemingway-Sache ausgezeichnet las. Ich mag das: Geschichten-in-Geschichten-Büchern...)
So wie ich es - um zum Schluss meines Plädoyers zu gelangen - mag, wenn jemand eine gute Geschichte zu erzählen weiß.
Cody McFadyedn kann das.
Meines Erachtens jedenfalls.

Entscheidet bitte selbst, aber wenn ihr mich fragt:

Ich finde, das war bei weitem der BESTE Cody McFadyen!


PS: Nichts gegen Smoky Barrett, die kommt sicher auch bald wieder zu ehren, aber so was wie den MENSCHENMACHER, einen für sich abgeschlossenen blutigen Horror-Psychothriller, würde ich jederzeit wieder lesen.



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Hier, falls es jemand interessiert, der

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Dienstag, 27. Juli 2010
Rezension: HEADHUNTER (Thriller), von Jo Nesboe
Hier ein Lesetipp für Liebhaber von geschickt konstruierten Thrillern. Perfekt geeignet auch als Urlaubs- bzw. als Liegestuhl-Lektüre.
Kann ich gut behaupten, weil am eigenen Leib erprobt. 4 Stunden am Stück gelesen. Genialer Sonnenbrand am Bauch und an den Oberschenkeln...

Bild-Quelle: http://www.ullsteinbuchverlage.de/
Klappentext:
Roger Brown genießt als Headhunter in Wirtschaftskreisen einen exzellenten Ruf. Was niemand weiß: Er raubt seine Klienten aus, bringt sie um ihre Kunstwerke.

Auf einer Vernissage lernt Brown den Holländer Clas Greve kennen. Greve scheint ihm die perfekte Besetzung als Geschäftsführer eines GPSUnternehmens. Die Männer kommen ins Geschäft, und so erfährt Brown, dass Greve einen lange verloren geglaubten Rubens besitzt. Am nächsten Tag stiehlt Brown das wertvolle Gemälde. Doch Greve erweist sich als hartnäckiger Gegner. Eine gnadenlose Verfolgungsjagd beginnt.
Text-Quelle: http://www.ullsteinbuchverlage.de/

Kopfgeldjäger wird zum Gejagten.
Sommerleichter Katz-und-Maus-Spiel - Thriller.



Roger Brown ist Headhunter, der Beste in dieser Branche - und er ist ein überheblicher, von sich selbst eingenommener arroganter Kerl. Nur ein paar Zentimeter zu klein ist er leider. Andernfalls könnte er sich vielleicht sogar für einen Gott halten - male ich mir aus wenn ich das alles so lese.
Was sein Privatleben, seine (kinderlose) Ehe und die Galerie seiner Frau, die ihn nur leider finanziell in den Ruin treibt, betrifft, wirkt nach außen hin alles perfekt. Brown lebt jedoch über seine Einkommensverhältnisse und benötigt dringend Geld. Viel Geld!
Mit Hilfe eines Komplizen kommt er an teure Kunstwerke heran, die er stiehlt und am Schwarzmarkt verhökert. Ganz lässig und problemlos läuft dieses "Nebengeschäft" schon seit einer Weile - ohne, dass auf diese Kunstdiebstähle angesetzte Polizeiermittler ihm auf die Schliche kommen. Da darf man sich als Leser keinen großen Kopf darum machen. Die Ermittler in diesem Thriller sind leider wirklich sau-dämlich. Etwas unausgegoren, bzw. eindimensional charakterisiert wirkt ja der lispelnde Kommissar vom Kriminalamt, der übrigens auch ganz doll von sich selbst eingenommen ist. :-)

Browns Spiel geht so lange gut, bis er auf einen neuen Klienten stößt: Clas Greve. Der macht ihm einen ordentlichen Strich durch die Rechnung! Cleve, eine Art Ex-Rambo im Designer-Anzug , spielt in Hinsicht psychologische Kriegsführung mindestens in derselben Liga wie Brown. Ein spannendes Katz- und Maus-Spiel beginnt...
Bald wird klar, dass Blut fließen wird...


Ein astrein durchkonstruierter Thriller, mit raffinierten Wendungen, vielen Toten und einer einmalig geschilderten besonders beschi**senen Situation . Könnte ein Hollywood-Drehbuchautor sich nicht besser ausdenken, das Ganze. Gerade weil die Polizei in diesem Thriller schlecht weg kommt und das Ende ein gewisses ungläubiges Staunen auslöst, finde ich, dass man die Handlung nicht völlig ernst nehmen kann. Ich betrachte HEADHUNTER von der Selbstironischen Seite und finde das Sujet schlichtweg unterhaltsam.
Leichter, kurzweiliger Lese-Genuss. Spannende Sommer-leichte Thriller-Kost.
Sehr gut gemacht, Herr Nesboe!

Spannende Unterhaltung mit Nesboes neuem Thriller wünscht – Apicula!

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Dienstag, 20. Juli 2010
Rezension: LEOPARD (Thriller), von Jo Nesboe
Bild-Quelle: http://www.ullsteinbuchverlage.de/
Klappentext:
Hongkong: Im Dunst der Garküchen und Drogenhöhlen dämmert einsam ein Mann vor sich hin. Kommissar Harry Hole ist am Ende, er hat alle Brücken hinter sich abgebrochen, die chinesische Mafia ist ihm auf den Fersen. Gleichzeitig erschüttert Oslo eine Serie grotesk-grausamer Morde.

Die junge Kommissarin Kaja schafft es schließlich, Harry zurückzuholen. Schon bald wird er immer tiefer in den Fall hineingezogen. Der Täter erweist sich als äußerst unberechenbar und intelligent. Er arbeitet mit einem perfiden Mordwerkzeug, das lautlos und quälend langsam tötet. Die Spuren führen Harry von einer einsamen Hütte im norwegischen Hochgebirge bis nach Ruanda. Als er dem Killer gegenübersteht,
muss er eine übermenschliche Entscheidung treffen.
Bild-Quelle: http://www.ullsteinbuchverlage.de/

Man kann ihn lieben oder hassen. Ich bin ihm jedenfalls verfallen...



... dem norwegischen Autor Jo Nesboe und seinem kaputten Ermittler Harry Hole.
Harry Hole ist am Ende. , so steht es im Klappentext. Wer Jo Nesboes Anti-Held, bereits aus den anderen Romanen kennt wird damit wohl wahrlich nicht hinter dem Ofen hervorgelockt. Konnte es denn noch schlimmer kommen als im SCHNEEMANN? (*1) - Ich verrate es Ihnen: Ja! Sehr viel schlimmer.

Nicht nur der Ermittlungen wegen, sondern weil es auch privat für Holy, wie ihn seine Kollegen aus Australien nennen, ans Eingemachte geht. Und wenn ich auch das noch vorwegnehmen darf: Harrys Schicksal kann einem ganz schön nahe gehen. Vor allem, weil er in Sachen Sterbehilfe in der LEOPARD gleich zwei Mal mit hammerharten Entscheidungen konfrontiert wird.
Da ist es schon beinahe banal, wenn es in dem Thriller ja um die Aufklärung von äußerst perfide ausgeführten Serienmorden - wieder einmal in und um Oslo herum - geht. Nesboe schafft es wieder einmal die Spannung gleich an mehreren Fronten aufrecht zu erhalten und ich mag's kaum so platt ausdrücken: Gegen Ende sogar ins Unermessliche zu steigern.

Die Spur zum Täter führt in öde, verschneite Berglandschaften in Norwegen, sowie zu heißen Vulkan-Szenarien in Afrika. Viele Spuren zum Täter werden jedoch über relativ simpel anmutende Internet-Recherchen aufgedeckt --- was den Leser zuweilen etwas zu verunsichern vermag. Das alles ist heutzutage also möglich? Merke! Niemals unter eigenem Namen irgendwo einchecken, Tickets kaufen - nicht einmal Baumaterial im Baumarkt.

Einen Haken habe ich für mich in LEOPARD übrigens entdeckt. Der Streit um die Zuständigkeit bei Mordermittlungen. Kennt man das nicht aus amerikanischen Filmen zur Genüge? Dass es neben solchen Idealisten wie Harry Hole einer ist noch aalglatte über Leichen gehende Karriere-Typen wie Mikael Bellmann gibt - tat es Not eine solche Situation in die Handlung einzuflechten? Zumal dieser Handlungsstrang mir am Ende nicht sonderlich schlüssig erschien.
Das ist allerdings immer so eine Sache mit dem Ende von Jo Nesboes Thrillern. Die sind niemals ganz glatt schon gar nicht schwarz oder weiß. Mörder werden nicht, wie man es aus landläufigen Krimis so kennt, ordentlich verhaftet und verurteilt, da wird sehr viel nach menschlichem Ermessen gehandelt. Der dabei entstehende Konflikt beschäftigt nicht nur den fiktiven Ermittler - nimmt mich als Leser ebenso mit (ins Boot). Verflixt geschickt wie der Nesboe das immer macht und irgendwie alles ganz arg realitätsnah.

Schwer zu sagen, ob es jemals weiter gehen wird mit Harry Hole. Nach diesem Ende ist nicht alles vergeigt, jedoch vieles verändert. So richtig weiß man bei Harry Hole ja ohnehin nicht, ob er jetzt noch immer und offiziell oder wieder Polizist ist. Ich weiß nur eines: Der kaputte Typ kennst sich und seine Fehler dramatisch gut und wirkt vielleicht gerade darum trotz seiner vielen Macken so sympathisch auf mich.
Ich hoffe und bete, dass ihm nicht eines Tages ein TV-Sender ein Gesicht gibt. Für mich ist Harry Hole eines der besten Ermittler-Mysterien die ich in Roman-Form kenne.

Sollten Sie Neueinsteiger in Sachen "Harry Hole" sein, so lesen Sie sich am besten auch die negativen Bewertungen in Ruhe durch: Es ist wie ich eingangs erwähnt habe, so eine Sache mit ihm:
"Man kann ihn lieben oder hassen. Ich bin ihm jedenfalls verfallen."


(*1) Tipp: sollen Sie in Erwägung ziehen mehr Bücher aus dieser Serie lesen zu wollen, oder gar ein Ermittler-Serie-Fan sein, dann lesen Sie zumindest den Thriller DER SCHNEEMANN vor LEOPARD.


Die aktuell komplette Harry Hole-Serie erschien in der folgenden Reihenfolge:
Der Fledermausmann
Kakerlaken
Rotkehlchen
Die Fährte
Das fünfte Zeichen
Der Erlöser
Schneemann
Der Leopard (Gebunden)

Spannende Unterhaltung mit Nesboes neuem Bestseller wünscht – Apicula!

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Samstag, 29. Mai 2010
Rezension: DER AUGENSAMMLER, von Sebastian Fitzek
Bild-Quelle: http://www.droemer-knaur.de

DER AUGENSAMMLER, von Sebastian Fitzek

(Psychothriller, erschienen bei Droemer, ISBN 978-3-426-19851-3)



Es gibt eine gute Nachricht und eine schlechte - ich fange mit der Guten an:

DER Psychothriller DER AUGENSAMMLER von Sebastian Fitzek ist wieder ein Volltreffer. Spannend am Anfang, spannend von Kapitel zu Kapitel und das ganze steigert sich noch bis zu diesem absolut verstörenden Ende... Der Autor - in dem Fall legt er die Worte seinem Protagonisten, Alexander Zorbach, in den Mund, der den größten Teil aus seiner Sicht erzählt - warnt sogar ausdrücklich davor die Geschichte überhaupt zu lesen.

Dem kann ich mich in meiner Euphorie nicht anschließen, weil mir DER AUGENSAMMLER wieder ausnehmend gut gefallen hat. Um Längen besser zum Beispiel, als SPLITTER oder DAS KIND.

Worum geht's?

Alexander Zorbach war einmal bei der Polizei, als Verhandler. Bis zu diesem einen Tag "an der Brücke"...
Es passiert etwas Schreckliches an diesem Tag, etwas, das sein Leben von Grund auf geändert hat. Zorbach wird bei diesem Einsatz vor eine Wahl gestellt und muss eine Entscheidung treffen. Die Konsequenz daraus ist unter anderem, dass er aus dem Polizeidienst ausscheiden muss. Aber sein perpetuum morbide (ich hoffe ich zitiere richtig) hat erst begonnen...

Mittlerweile ist Zorbach Journalist und arbeitet an den Recherchen für die Artikel über den AUGENSAMMLER, der bisher drei mal zugeschlagen hat: Zuerst wird die Mutter ermordet, ihr Kind wird entführt, dem Vater wird ein Ultimatum gestellt bis wann er das Kind lebend zurück bekommt. Wird dieser enge Zeitrahmen (es handelt sich um knapp 2 Tage) überschritten, stirbt das Kind - und dann schneidet der Täter den Opfern noch jeweils das linke Auge heraus...
Was für ein krankes Hirn muss man haben um solche Taten auszuführen? Etwa sogar ein Motiv für diese grausamen Verbrechen?? Da wird wohl nicht ein tieferer Sinn dahinter stecken?, fragt man sich, als Fitzek-Kenner insgeheim. Das wäre ja der Wahnsinn, wenn das so wäre!

Dann taucht bei Zorbach eine blinde Physiotherapeutin auf, Alina Gregoriev, und erzählt ihm, dass sie sich sicher ist den AUGENSAMMLER in ihrer Praxis behandelt zu haben! Eine unglaubliche Geschichte, die sie da erzählt Doch Alexander Zorbach hat noch andere Probleme. Es passieren Dinge, die er sich nicht erklären kann ... und die Folge daraus: Er fängt selbst daran an zu zweifeln. Im Hinterstübchen desLesers wird es vermutlich anfangen zu brodeln ... Alexander Zorbachs Ermittlungen in Sachen AUGENSAMMLER gehen jedenfalls gehörig nach hinten los, denn sein ehemaliger Polizei-Kollege, Philip Stoya, der Leiter der Mordkommission, hegt aufgrund einiger Indizien einen berechtigten Verdacht!

Was geht beim Lesen in meinem Kopf so vor?
Nun sind Sebastian Fitzeks Thriller kein Neuland für mich und langsam baut sich da eine Art Vertrauen auf. Kein Muster. Muster wäre schlimm! Dann wäre ja die Spannung weg. Dennoch bekommt man langsam ein Gefühl, dass die Verbrechen von Fitzeks "kranke Gestalten", oft einen, na sagen wir ... einigermaßen nachvollziehbaren Grund haben. Da war diese Geiselnahmegeschichte in AMOKSPIEL , wo ich am Ende tatsächlich kapiert habe, der Täter wusste sich anders nicht zu helfen, als dieses Drama zu inszenieren. In DIE THERAPIE (Fitzeks erstem Psychothriller), war die Auflösung ja so geschickt erzählt, dass ich es ihm glatt abgekauft habe.
Das funktionierte leider nicht bei allen Fitzek-Thrillern. DAS KIND und SPLITTER haben mir gar nicht so sehr gefallen. Insbesondere bei letzterem hat mein Verstand ausgesetzt. Das war so arg zusammen konstruiert, das ging mir einfach nicht in den Kopf.

Jetzt komme ich zurück zu meiner Einleitung in dem vorigen Absatz. Es ging darum, dass man bei Sebastian Fitzek immer mit einer Art plausiblen Erklärung für das jeweilige Verbrechen sucht. Doch was rechtfertigt, dass jemand Mütter und Kinder tötet und verstümmelt??? So einen Wahnsinn kann doch kein Mensch jemals im Namen irgendeiner noch so wünschenswerten ausgleichenden Gerechtigkeit begehen???
Genau das heraus zu finden ist ja so pikant. Eben eine grandiose Motivation beim Lesen.

Soweit meine Versuch mir selbst zu erklären, warum ich das Buch regelrecht verschlungen habe. Bei der AUGENSAMMLER ist das Überfliegen der Seiten übrigens kaum möglich, weil man immer wieder mit denkt und grübelt und furchtbar Acht gibt, ob sich da nicht irgendwo ein Motiv abzeichnet, oder gar einen Hinweis auf den Täter versteckt ist?


Apropos "versteckt"! Wer Sebastian Fitzeks bisher erschienene Thriller kennt, wird sicher gelegentlich schmunzeln beim Lesen. Hie und da taucht nämlich eine Figur aus seinen anderen Büchern auf. Das ist für die Handlung nicht entscheidend, macht einem Fan wie mir aber einfach viel Spaß.

Nun noch die schlechte Nachricht: Jetzt heißt es warten, bis der nächste "Fitzek" erscheint ... hoffentlich lässt mich Sebastian Fitzek nicht so lange hängen. Andeutungsweise habe ich ja in einem Interview gelesen, dass es eine Trilogie geben soll. Sicher bin ich mir, dass ich über die eine oder andere seiner Figuren noch etwas lesen werde.

Mit Sicherheit werde ich auch hin und wieder seine Homepage konsultieren, und nachsehen ob es wieder neue Spielchen gibt.
Wenn sein Buch als HÖRBUCH (Lesung) erscheint lasse ich mir DER AUGENSAMMLER höchstwahrscheinlich noch einmal von Simon Jäger vorlesen. Simon Jäger hat eine sooooooo faszinierende (Mein Mann muss jetzt weghören bitte ... ) sexy Stimme!
Kein Wunder, dass Sebastian Fitzek auch ihn in seinem Nachwort erwähnt ... und ganz viele andere Personen, die ihm bei Recherchen und überhaupt geholfen und inspiriert haben. Ein feiner Zug von ihm und dem Verlag (Droemer), das so ausführlich zu gestalten. Sebastian Fitzek hat eben nicht nur ein gutes Händchen ausgefallen gruselige Geschichten zu erzählen, er besitzt auch die Gabe sich mit seinen Fans auseinander zu setzen und ihnen Gehör zu verschaffen. - Alle Achtung!

Gute Unterhaltung bei Fitzeks neuem Bestseller wünscht – Apicula


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Mittwoch, 21. April 2010
Rezension: LILIENBLUT, von Elisabeth Herrmann (Jugendkrimi)
Weil mir die Besprechung grad so locker flockig von der Hand ging und ich das Buch an Jungs und Mädels aber auch Erwachsengewordene Krimi-Liebhaber gerne weiter empfehlen möchte, heute mal wieder eine Rezension.

Bild-Quelle: www.randomhouse.de

LILIENBLUT, von Elisabeth Herrmann

(Jugendkrimi, erschienen bei cbt)



Sehnsucht! - Spannender Jugend-Krimi für Erwachsenwerdende und bereits Erwachsene.

Dieser Kriminalroman für Jugendliche fiel mir, die ich schon eine Weile nicht mehr als Jugendliche zähle in die Hände, weil ich die anderen Krimis der Autorin sehr gut fand UND weil ich in Neuwied am Rhein wohne, wo ein Teil der Handlung stattfindet. Gleich zwei gute Gründe auch als 40-jährige noch einmal tief in eine Geschichte einzutauchen die mit der ersten Liebe, dem Erwachsenwerden und einer großen Portion "Geheimnisvoller Fremder" zu tun hat.
Ich bin wieder so ungeduldig und stelle mein Urteil an den Anfang meiner Besprechung: Ich hatte meine liebe Not dieses spannende Buch aus der Hand zu legen und fühlte mich am Ende angenehm "lesegesättigt" und weil's ausgegangen ist, wie's ausgegangen ist: Auch ein wenig erleichtert. - Von mir gibt's für das Buch die Höchstnote. Vollkommen subjektiv und aus dem Bauch heraus. Weil ich es einfach sehr sehr gerne gelesen habe.

Es geht um Sabrina, deren 16. Geburtstag von Anfang an nicht so verläuft wie gedacht. Für gewöhnlich überrascht ihre Mutter - eine Winzerin mit eigenem Weinanbaugebiet, sprich Weinberg - sie mit einer Art Lieblingsfrühstück. Nicht so an diesem Tag. Ihr Geburtstagsgeschenk, von der Mutter als "Riesenüberraschung" angekündigt verdirbt ihr vollends die Laune. Vermutlich gut gemeint von ihrer Mutter wird sie mit einem eigenen Weinberg zwangsbeglückt --- und sieht sich noch im selben Moment für die nächsten 1000 Jahre an Haus, Hof, Weinberg und die damit einhergehende immerselbe Arbeit verpflichtet. Enttäuscht verzieht sich Sabrina ans Rheinufer, wo sie gemeinsam mit ihrer um einiges älteren besten Freundin Amelie im herrlichen Sommertag verbringt. Dort entdecken die beiden irgendwann in einem abgelegenen Seitenarm des Rheins - in einem Naturschutzgebiet - einen schäbigen alten Frachter: Die DESIREE! Und ihren Besitzer lernen die beiden, als sie das Schiff ungebeten betreten, auch gleich kennen: Kilian. Und der reagiert auch noch recht lässig auf den ungebetenen Besuch. Sabrina ist hin und weg von dem jungen Mann, der sie mit seinem Blick in Andernach auf dem Marktplatz bereits verzaubert hat. Doch Amelie mit ihren verrückten Träumen - sie will mit dem Fremden aufbrechen und einfach weg von zu Hause - macht ihr in Sachen Kilian einen Strich durch die Rechnung... Und dann kommt alles völlig anders. Während Sabrina mit ihrer Mutter in Leutesdorf im Weinberg schuftet, fährt auf der gegenüberliegenden Rheinseite ein Riesenaufgebot an Polizei auf. Sabrinas Befürchtungen werden schnell bestätigt: Es ist ihre Freundin die dort tot aufgefunden wurde. Ermordet! Und die Desiree ist mitsamt Kilian verschwunden...
Für Sabrina hat sich mit einem Schlag alles geändert. Sie kommt nur schwer über den Tod ihrer Freundin hinweg und beginnt auf eigene Faust ein wenig nachzuforschen, weil außer ihr angeblich niemand den Frachter dort im Naturschutzgebiet gesehen haben will. Sogar die Polizei beginnt an ihren Aussagen zu zweifeln...

LILIENBLUT ist eine spannende Sommer-Krimi-Lektüre mit einer sehr authentisch wirkenden Protagonistin in der Hauptrolle. Mit Sabrina wird man förmlich in das Gefühlschaos des Erwachsenwerdens und der ersten Liebe mit all den Zweifeln und Hoffnungen hineinversetzt. Und dann erst die Zwänge des Sich-für-einen-Beruf entscheiden-Müssens! - Am allergrößten ist allerdings Sabrinas Hoffnung, aber auch Zweifel, wegen dieser unerklärlichen Anziehung die der Fremde auf sie ausgeübt hat. Vor allen Dingen will sie nicht daran glauben, dass er ein Mörder ist.

Wie es Sabrina auf ihrer Suche ergeht und ob sie den geheimnisvollen Kilian wieder sehen wird??? - Unbedingt lesen!




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Donnerstag, 29. Oktober 2009
Fürs Auge: 150 Minuten großes Deutsches Kino: Die Päpstin
Gestern also Kino. "Die Päpstin". Ein Film von Sönke Wortmann. Nach dem gleichnamigen Roman von Donna W. Cross. Ein Bestseller, das kann man ruhig erwähnen. Eine große Portion Legende, Kirchenkritik, Emanzipation, Intrigen. Machtspiele im noch nicht vorhandenen Vatikan - also damals in Rom, im Lateran-Palast. Dazu eine Portion Romantik (heimliche Liebe) und blutrünstige Dramatik: Böse Normannen, die das Reich der Franken heimsuchen, rauben und brandschatzen. - Im Zentrum der Handlung ein wissbegieriges kluges Mädchen das seinen Weg geht. Einen Weg, der ihr von Kind an durch den tyrannischen Vater, einem fanatischen anglikanischen Priester, zur Hölle gemacht wird. Nach etlichen Prüfungen, aber auch lehrreichen Jahren, wird Johanna zu Johannes und schließlich wir sie zum Papst gewählt.

Wahrheit, oder Legende?

Eher letzteres, lautet meine Theorie.
Auch wenn Donna W. Cross ihrem Roman in der Einleitung und am Ende eine große, riesengroße, glaubenmachende Verschwörungstheorie anheftet. Aber das wird im Buch etwas klarer ausgedrückt, als durch den Film. Überhaupt werden einige durchaus interessante Handlungsstränge und Intrigen gegen Johanna im Film ausgelassen. Das ist schade, doch dieses Schicksal teilen viele Bestseller mit "Die Päpstin".
Dennoch ist der Film in sich schlüssig - und noch dazu keine Sekunde langweilig.

Hier meine Filmkritik zu dem Kinofilm - den es (wann habe ich noch nicht in Erfahrung gebracht) irgendwann auch als TV-Zweiteiler geben wird.

"Je mehr eine Frau lernt, desto kleiner wird ihre Gebärmutter." - Johanna von Ingelheim widerlegt dieses Gerücht; auch faktisch.


Ingelheim, im 9. Jahrhundert. Die kleine Johanna ist ein wissbegieriges Kind. Trotz des Umstandes, dass Frauen zu ihrer Zeit nicht schreiben und lesen lernen durften und noch allgemeinhellig die Meinung vertreten wurde: "Je mehr eine Frau lernt, desto kleiner wird ihre Gebärmutter.", lernt Johanna von ihrem größeren Bruder das Lesen und Schreiben. Ihr Vater, ein tyrannischer anglikanischer Priester sieht es als seine Hauptaufgabe seiner Frau ihren heidnischen Glauben - mit Gewalt versteht sich - auszutreiben. Das Mädchen Johanna ist ihm seit jeher ein Dorn im Auge. In seine beiden Söhne setzt er Hoffnungen, die sich nicht erfüllen werden.
Für Johanna bietet sich eine einmalige Gelegenheit, als Äsculapius, der Lehrer ihres großen Bruders - der an einem Fieber verstirbt -, sie nach Dorstadt in die Schola berufen möchte. Ihr Vater macht dem klugen Mädchen jedoch einen Strich durch die Rechnung. Doch Johanna kennt ihren Weg und ihre Berufung. Sie findet eine Möglichkeit in die Schola zu kommen ... und als sich dort die Ereignisse überschlagen, wird aus Johanna Johannes; jener Johannes der dereinst angeblich Papst wurde. Johannes Anglikus.


Die Handlung der Verfilmung von Sönke Wortmann hält sich an die Buchvorlage von Donna Woolfolk Cross (Die Päpstin (Buch). Unter seiner Regie, und mit der großartigen Johanna Wokalek in der Hauptrolle als Johanna (das schreit doch nach Oscar, liebe Leute!) entstand ein grandioser Historienfilm, dem es weder an Dramatik, noch an Romantik, oder gar an politischem Geränkel, Machtstreben fehlte - und auch an Witz nicht. Letzterer in homöopathischer Dosierung freilich, geschuldet dem opulenten John Goodman, der als Papst Sergius Johannas Wegbereiter auf dem Weg zum Papst-Stuhl wird.
Passend jedoch nicht nachhaltig eindrücklich empfand ich die Filmmusik. Ruhig und unaufregend die Kameraführung. Gut getroffen die Kulissen - speziell Rom (gefilmt in Marokko) und der Lateranpalast. Ein wenig gewöhnungsbedürftig die Maske von Papst Johannes Anglicus; speziell in der Endsequenz.

Schauen Sie sich diesen Kinofilm an. Zweieinhalb Stunden bester, kurzweiliger, mitreißender Unterhaltung - mit Bildern, Kulissen, Kostümen, die es mühelos schaffen den Zuseher um 1100 Jahre in der Zeit zurück zu katapultieren.


Meine Filmkritik kann man auch unter diesem link
bei amazon.de finden/ nachlesen.


Weiters gab es in der Filmgeschichte bereits eine Verfilmung mit demselben Thema. Der Filmtitel lautet "Papst Johanna", der Film entstand 1972 unter der Regie von Michael Anderson. Das Drehbuch hat Kurt Unger bei John Briley in Auftrag gegeben und in den Hauptrollen sehen wir: Liv Ulmann, Maximilian Schell und Franco Nero. - (M)Eine Film/ bzw. DVD-Kritik dazu findet man bei amazon.de unter diesem link
.

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Freitag, 16. Oktober 2009
Spontanrezension "Das verlorene Symbol" von Dan Brown [Hörbuch].
Wollte ja keine Rezensionen mehr schreiben, aber da das "Neue" von Dan Brown (link zum Hörbuch bei amazon.de: http://www.amazon.de/Das-verlorene-Symbol-Dan-Brown/dp/3785743009/) ja grad so schön aktuell ist, übermannt es mich.
Habe das Hörbuch heute beendet und bis 75% des Inhalts war ja noch alles Okay; das heißt, alles nach bewährtem Dan Brown - Rezept. Aber am Ende blieb so gut wie nix. Sehr komisch bis unbefriedigend. Vielleicht hab ich was nicht kapiert aber die Brisanz des Themas - es geht um Freimaurerei und den Mythos um ein bestimmtes Symbol (=Wort) - habe ich irgendwie nicht gepeilt. Ging vollkommen an mir vorüber, wozu der ganze Rummel veranstaltet wurde. Und zu Robert Langdon die Kritik: Als Hauptperson in Dan Browns Bestsellern bleibt der Kerl blasser als ein Grottenolm auf Südseeurlaub.
Tja, zum Hörbuch dann doch noch:
Es wurde grossartig eingelesen von Wolfgang Pampel. Das versöhnt mich. Das ist ein bißchen so, als ob mir Indiana Jones den "neuen Dan Brown" vorliest. Man muss nämlich wissen, dass Wolfgang Pampel die Synchronstimme von Harrison Ford ist.
Die Hörbuch-Version von "Das verlorene Symbol" enthält 7 CDs (im stabilen, bewährtem Pappschuber) - wobei eine CD interessantes Bonusmaterial enthält. Auch das ein kleiner Trost.

Als Hörbuch bewerte ich "Das verlorene Symbol" mit 3,5 Sternchen.

Empfehlen würd ich es Leuten die zu viel im Auto oder in der Bahn sitzen und sich damit die Zeit verkürzen wollen.
Den Fans dieses Mystik-Thriller-Genre würde ich empfehlen das Buch zu lesen. Kann mir vorstellen, dass die Hörbuchversion an einigen Ecken gekürzt wurde. (Was nicht als Kritik aufzufassen ist.) 8 Stunden zuhören reicht vollkommen bei diesem Thriller. Mehr wäre dann auch zuviel.


Nachtrag (verfasst am 25.10.09):

Da mir auffiel, dass sehr viele Leute aktuell nach dem Hörbuch "Das verlorene Symbol" googeln, speziell nach dem Bonusmaterial auf der Zusatz-CD , hier ein paar Einzelheiten darüber.

Bei dem Zusatzmaterial zu dem Hörbuch handelt es sich um ...
... Interview mit Dan Brown. Er erzählt von seiner Faszination über die Verschlüsselung von Geheimwissen in Kunstwerken.
Geheimgesellschaften und Religion(en) haben es ihm angetan. Es gehört viel Mystisches zur katholischen Religion, das ist was Dan Brown hervorhebt.
Auch über die Bedeutung des "Heiligen Grals" in der Katholischen Kirche (was er ja in SAKRILEG / DA VINCI CODE) verarbeitet hat, erzählt Brown in dem Interview.
Einen kleinen Einblick in sein Leben gibt Brown auch, indem er verrät, dass eine Szene aus SAKRILEG (als die kleine Sophie auf Schatzsuche unterwegs ist) aus seiner Kindheit entnommen ist.
Seine Frau (Kunsthistorikerin) hat zudem seine Forschung angetrieben.
Brown erklärt auch, dass er seinen Held, Robert Langdon, so gebastelt hat, wie er gerne sein würde.
Eine kurze Erklärung zu der Organisation "Opus Dei" gibt Brown in dem Interview auch - vor allen Dingen weil der Bösewicht in SAKRILEG ja ein Mitglied dieser Organisation ist.
Weiters erfährt man auch, dass Brown zur Ablenkung vom Schreiben Tennis und Klavier spielt.
Die letzte Andeutung auf seinen "neuen Roman" der im Interview noch erwähnt wird bezieht sich auf "DAs verlorene Symbol"

... "Anmerkungen zu Dan Browns Ausflug in die Welt der amerikansichen Freimaurer" von Henrik Eberle, gelesen von Christoph Wortberg:
Je nun. Ein zuweilen eher trockener Ausflug in die Freimauerei - in Amerika. Informativ auf jeden Fall.

... Hörbuchmusik (SAKRILEG) von Andy Matern. (Finde ich als Zusatzmaterial bei einem Hörbuch eher unpassend.)

... Hörprobe: "Die Sixtinische Verschwörung", von Philipp Vandenberg, gelesen von Joachim Kerzel.
Hierzu fällt mir ein. Passen Sie auf, und lassen Sie sich von der zugegeben noch recht interessanten "Probe" nicht einlullen. Dieses Hörbuch ist in etwa so spannend wie das Telefonbuch vom Vatikan. (Unter dem foilgenden link finden Sie zu meiner Rezension bei amazon.de zu diesem Hörbuch: http://www.amazon.de/review/R2RY5B3RYFFHXN/ )
Es sei denn, Sie möchten sich dieses Telefonbuch von Joachim Kerzel vorlesen lassen. Aber auch der hatte nicht seinen besten Tag beim Einlesen - so mein Eindruck.

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Freitag, 14. März 2008
Rezension: "Serenity" von Christine Wunnicke
Ein Internet-Blog (Weblog - link zu wikipedia ) sollte ja eigentlich eine Art persönliches TAGEBUCH sein, das widersprüchlicher Weise jedoch JEDEM MENSCHEN, der es findet, ZUGÄNGLICH ist. - Eine vollkommen absurde Situation. Ein modernes Phänomen? Ich hab keine Ahnung, aber ich hab da ein Buch gelesen, das in der Hinsicht ein bisschen Klarheit bringt - und beim Lesen viel (hoch spannende, intellektuell fordernde) Kurzweil' noch dazu:

"Serenity" (von Christine Wunnicke)




Bild (Quelle: amazon.de)

Ein Roman, welcher sich - sehr tiefsinnig sogar, wenn man zwischen den Zeilen liest - mit dem Thema "ahnungsloser Philosophie-Professor bekommt das Internet " beschäftigt. Es handelt sich nicht um eine Liebesgeschichte; trotzdem eine Art "verhängnisvolle Affäre". Den Roman möchte ich hiermit empfehlen und zwar Menschen, …
… die herzlich wenig, bis gar keine Erfahrungen mit dem Internet haben und die erstens keine Ahnung davon haben, was ein BLOG ist - und zweitens kein Verständnis dafür haben warum Menschen, egal wo auf der Welt sie leben, diesen merkwürdigen, vollkommen öffentlichen Seelenstriptease betreiben.
… die dem BLOGGEN restlos verfallen sind und noch keine Ahnung haben, welche Folgen ihr Tun verursacht.
… die schon immer wussten, dass das Internet nichts Gutes mit sich bringt.
… die schon immer geahnt haben, dass das Internet Schizophrenie in ungeahntem Ausmaß fördert.
… die sich mit Schopenhauers Philosophie (Stichwort "Die Welt als Wille und Vorstellung" - link führt zu wikipdia) beschäftigen.

Ich habe "Serenity" mit Daniel Glattauers "Gut gegen Nordwind" verglichen. Das ist freilich so, als ob man Äpfel mit Physalis vergleicht. Sehen Sie - Äpfel kennen Sie mit Sicherheit, doch die leckeren kleinen gelben Physalis-Beeren, die in so kleinen Plastik-Körbchen verkauft werden, - die kennt namentlich kaum jemand. Diese Früchtchen bieten jedoch eine leckere Abwechslung und haben einen raffinierten Geschmack! - Genau einen solchen hat dieser Roman auch.
Das Grundthema "Zwei Unbekannte treffen sich durch das Internet" ist wenigstens vergleichbar mit dem "Nordwind". Doch Christine Wunnickes Roman ist raffinierter, tiefgründiger und strotzt nur so von wunderprächtigen Schilderungen, wie zum Beispiel den "ersten Schritten" eines hoffnungslos überforderten Internet-Einsteigers.
Vielleicht geht es Ihnen, wie mir? Ich habe den Roman zwei Mal gelesen und werde ihn irgendwann sicher wieder lesen.

Bei amazon.de habe ich eine Rezension zu dem Buch veröffentlicht. Über diesen LINK ZU MEINER REZENSION … gelangt man auch zu dem Buch; nur falls der Drang dazu groß ist, es zu kaufen. (Sie unterstützen jedoch ihren Buchhändler vor Ort, wenn Sie es bei ihm bestellen. ;-)

Ich wünsche auch Ihnen/ Dir viel Vergügen bzw. spannende Lesestunden!

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Freitag, 11. Januar 2008
Meine Filmkritik zu "I Am Legend" (mit Will Smith)

... 'cause every little thing is gonna be alright. ... *


Dieser Film klang groß. Die I Am Legend - Plakate forderten mich nachgerade heraus: "Komm ins Kino. Schau mich an". So tat ich - und war nun wahrlich nicht enttäuscht. Zudem fand ich die Musik (Bob Marley hauptsächlich) richtig nett. Die Filmmusik auch, die ist zum Glück unaufdringlich.

Da ist einerseits Will Smith, der diesmal doch endlich wieder Will Smith spielen darf - nur etwas weniger den Spaßmacher, sondern mehr den Wissenschaftler. Der völlig alleine, gelegentlich auf Hirschjagd in einer idyllisch verwahrlosten postapokalyptischen New York - Kulisse, gelegentlich beim Picknick am Pier und gelegentlich in der Videothek des Vertrauens zu sehen ist. Ganz nebenbei hat er sich noch in den Kopf gesetzt die paar Überlebenden, leider sind das nur irre Mutanten, doch noch zu retten und ein Gegenmittel zu finden, das sie wieder zu Menschen machen soll.
Das macht er frohen Mutes und zu der genialen Musik von Bob Marley. Und mit einem braven, tapferen Schäferhund namens "Samantha" an seiner Seite. Den hat ihm übrigens seine kleine Tochter "zurückgelassen", ehe sie evakuiert werden so... - äh, das wäre jetzt ein Spoiler!

Ein durch und durch unterhaltsamer Film, bei dem zumindest ich Minuten lange die Luft angehalten habe. Trostlose Stimmung. Eine sehenswert verwahrloste Stadt. Hilflos alberne Monologe. - Immer wieder eingestreut die Szenen wie es zu dieser Katastrophe kam. - Die Schocker-Szenen sind ganz hübsch überraschend. Die nachtaktiven Mutanten sind dumm schlecht böse und gemein (und compjutaanimiert ;-) und haben nur ein Ziel: Robert Neville zu finden, denn neben mir als Kino-Zuschauer, haben auch die ihn ...

zum Fressen gern!



Das wäre übrigens die Kritik, die ich da hätte: Will Smith spielt den Wissenschaftler ein klein wenig zu fröhlich, zu unresigniert - nur wenn er dann stellenweise unkontrolliert wütend in der Gegend herumballert, dann hat das wieder so was Bruce Willis-haftes, also Helden-haftes meine ich, und darum geht man ja in den in so einen Film, der eine sagenhafte LEGENDE ankündigt ...

Wer wissen möchte wie das alles ausgeht, der soll es sich gefälligst ansehen. Im Kino. Denn dazu sind Filme da. Meinte die Werbung jedenfalls. Und ich auch. :-p


* Der nette Song, aus dem Robert Neville (Will Smith) in dem Film zitiert nennt sich übrigens Three Little Birds und ist nur einer von den 16 überirdisch schönen Reaggae-Liedern des Albums LEGEND von Bob Marley & The Wailers

Hier geht's zu dem Album bei amazon.de

... und hier geht's zum Video "Three Little Birds" bei YouTube!

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